19. Mai 2017

1900-1949

1891: Das älteste Bild der Bürger-Schützen-Gesellschaft Alstätte-Dorf

1900-1914

Im Jahre 1901 hätte der Bürgerschützenverein Alstätte Dorf sein 250-jähriges Vereinsjubiläum feiern können. Eine solche Feier hat jedoch wohl nicht stattgefunden, da ein Schützenkönig aus diesem Jahre in der Vereinschronik nicht vermerkt ist.

In den „Kaiserjahren“ zwischen 1903 und 1913 wurden jedoch in Abständen von zwei Jahren 6 Schützenfeste gefeiert. In diesen Jahren herrschte im ganzen Reich, also auch im münsterländischen Alstätte, großer wirtschaftlicher und politischer Optimismus. Die Bahnlinie von Ahaus über Wessum nach Alstätte, mit Anschluß zum niederländischen Enschede, wurde gebaut und am 24. April 1904 eröffnet und unweit des Dorfes Alstätte Eisensteinlager entdeckt.

„Nachdem die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft „Eisenzeche“ und den Grundbesitzern betreffs der Eisenerzgewinnung durch Baggerbetrieb zum Abschluss gelangt sind, und der Gewerkschaft zur Gewinnung des Eisensteins ein Areal von 200 bis 300 Morgen zur Verfügung gestellt ist, soll in allernächster Zeit der Betrieb der Eisenzeche eröffnet werden. Die zu dieser Arbeit benötigten Maschinen sind auf der Arbeitsstelle angefahren und jetzt beginnt die Maschinenmontage“.

Bericht der Tageszeitung vom 20.09.1906

Stolz übernahmen die heimischen Schützenvereine das „preußisch-militärische Auftreten“ in ihren Festmärschen.


1914-1939

Mobilmachung 1914

Ich bestimme hiermit: das deutsche Heer und die kaiserliche Marine sind nach Maßgabe des Mobilmachungsplans für das deutsche Heer und die kaiserliche Marine kriegsbereit aufzustellen. Der 2. August 1914 wird als erster Mobilmachungstag festgesetzt. Berlin, den 1. August 1914. Wilhelm

Übersetzung der Mobilmachung vom 2. August 1914

Über die Mobilmachung schrieb ein Zeitzeuge folgenden Bericht:

„Schon die ganze Woche zuvor war man auf die Mobilmachung vorbereitet. Das Bezirkskommando in Coesfeld hatte zusätzliche Helfer eingestellt. Als am 1. August gegen Abend die Mobilmachung verkündet war, erfuhren die Bürger durch die Boten des Bezirkskommandos zuerst vom bevorstehenden Krieg. Die Zeitungen erschienen mit Sonderausgaben. Alle Gaststätten füllten sich mit Gästen, die die Ereignisse heftig diskutierten. Die „Gezogenen“ verabschiedeten sich in den Gaststätten und zogen mit Musik zum Bahnhof. Keiner ahnte, dass der Krieg so lange dauern sollte. Alle glaubten, man wäre Weihnachten wieder zu Hause.“

Die Welt der Sicherheit war zerstört und ein Weltkrieg geboren, der zum Ende Europas, als ein zusammengehöriges und die Welt beherrschendes System führen sollte.

Durch Hungerblockaden wurde die Zivilbevölkerung geknebelt und zur Verzweiflung getrieben, während immer unberechenbarere Waffen und Kriegsmaterialien die Moral und Widerstandskraft der Soldaten auf den Schlachtfeldern der Welt zerstörten.

Die traurige weltweite Bilanz ist folgende:

  • 8,5 Millionen Gefallene
  • 21 Millionen Verwundete
  • 7,8 Millionen Kriegsgefangene oder Vermisste

Auch die engere Heimat wurde nicht geschont. Viele Familien in Alstätte trauerten um ihre gefallenen Söhne, Ehemänner, Brüder oder Väter. Andere warteten manchmal vergebens auf die baldige Rückkehr oder zumindest auf ein Lebenszeichen ihres lieben Angehörigen. Alstätte hatte in diesem Krieg 53 gefallene Soldaten zu beklagen!

Mit der Abdankung des Kaisers und der Annahme des Waffenstillstandes im November 1918 war endlich der unseelige Krieg beendet. Noch bestimmte der ständige Kampf ums Überleben den Tagesablauf, als einige aktive „Schützen“ mit der Planung des nächsten Schützenfestes im Dorf Alstätte begannen, das dann im Jahre 1920 gefeiert werden konnte.

Die heimische Tageszeitung berichtete hierüber am 27. Juni 1920 mit folgenden Zeilen:

„Wieder Schützenfest in Alstätte. Es war das erste Schützenfest, das nach langen Kriegsjahren zur Freude von Alt und Jung wieder gefeiert wurde. Herr Wachtmeister Weiland wurde König und Frau Klempner Asbeck Königin. Das Fest war also in guten Händen, was sich im Laufe des Tages herausstellte. Der Thron war gut und von hier aus ging die Stimmung aus. Auch der Herr Major hat seine Sache gut gemacht. Es war ein stimmungsvolles Fest“.

1930. v.l.: Adjutant Heinrich Böcker jun., Königin Christine Wilmer, Schützenkönig Josef Gehling, Kutscher Heinrich Böcker und Josef Gerwing

Bis zum Jahr 1938 wurden nun in regelmäßigen Abständen von meist zwei Jahren Schützenfeste im Dorf Alstätte nach alter Tradition gefeiert.


1939-1949

Wenn es auch in Alstätte gelang, bis zum Jahre 1938 regelmäßig die althergebrachten Schützenfeste zu feiern, so soll doch auf die Zeit des Nationalsozalismus kurz eingegangen werden.

Erst mit der Machtübernahme im Reich 1933 gelang es der NSDA, in Alstätte einen Stützpunkt zu errichten und einen Stützpunktleiter zu benennen. Durch das nebenstehende Wehrgesetz aus dem Jahre 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht – gegen die Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages – wieder eingeführt.

Durch die Erfassung des ganzen deutschen Volkes, eine Vielzahl von Organisationen, eine völlig einseitige Propaganda und brutalen Terror gelang es den nationalsozialistischen Machthabern, das deutsche Volk bis zum Ende des Krieges hinter sich zu vereinen.

Mit dem Überfall Hitlers auf Polen am 01. September 1939 begann dann der zweite Weltkrieg, dessen Vorbereitung, Durchführung und Ende sicher treffend durch die Karikatur eines Flugblattes mit dem Titel „Hitler löst die Arbeitslosenfrage“ wiedergeben lässt.

Das Dorf Alstätte wurde direkt am 12. August 1943 durch die Notlandung eines amerikanischen Bombers konfrontiert, dessen Besatzung von 10 Soldaten gefangen genommen wurde.

Am 22. März 1945 griffen elf Bomber vom Typ „Mitchell“ um 10 Uhr 22 das Dorf Alstätte direkt an. Bei diesem Angriff kamen 81 Menschen – Dorfbewohner, deutsche Soldaten, russische Kriegsgefangene und dienstverpflichtete Niederländer – ums Leben. Nicht nur die Kirche und Schule wurden schwer beschädigt, auch 25 Wohnhäuser, darunter das Pfarrhaus, waren zerstört und unbewohnbar geworden. Die Einwohner versorgten die Verletzten, bargen die Toten und holten ihre verbliebene Habe aus den Trümmern.

Am 1. April 1945 – Ostersonntag – rückten alliierte Truppen des 4. Bataillons des „Royal Welch Fuseliers“-Regiments in das Dorf Alstätte ein. Der Krieg hatte nun sein trauriges Ende!

Der zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 forderte weltweit etwa 62 Millionen gefallene Soldaten und Zivilisten. Weiterhin wurden 20 Millionen Menschen zu Flüchtlingen, wurden deportiert oder zur Zwangsarbeit verschleppt. Im Kreis Ahaus wurden 4632 Sprengbomben abgeworfen, wodurch 9735 Wohnungen fast ganz zerstört wurden und genau 1053 Bombentote zu beklagen waren. Das Grenzdorf Alstätte hatte neben den 81 Toten des Bombenangriff weitere 131 Gefallene und 53 vermisste Soldaten zu betrauern!

„Für die Generationen, die all dies persönlich erlebt haben, bringt der Rückblick auf das Jahr 1945 Schmerz und Leid, aber auch Versagen und Schuld ins Bewußtsein. Die Nachgeborenen müssen wissen, dass es auch ihre Geschichte ist, der sie sie sich nicht entziehen können….“

Die deutschen Bischöfe zum Kriegsende